Sie hören Klingeln, Brummen oder Pfeifen, aber niemand sonst hört die Geräusche? Dann handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Tinnitus, auch Phantom genannt. Doch wenn sie annehmen, der Ursprung des Tinnitus liege im Ohr, haben sie sich getäuscht.
Moderne bildtechnische Untersuchungsverfahren zeigen, dass der Tinnitus im Gehirn entsteht. Doch bei der Entstehung des Tinnitus spielen auch die Nerven im Ohr und ihr Wechselspiel mit dem Gehirn, eine Rolle.
Meist liegen bei den Betroffenen Vorerkrankung im Bereich des Hörapparates vor und er häufig in Verbindung mit anderen Erkrankungen oder bei seelischer Belastung auftritt. Dabei ist auffällig, dass es nicht die „Eine“ Heilmethode gegen ihn gibt.
1. Die Infusionstherapie
Einer der Methoden, die Ärzte bei akutem Tinnitus anwenden, ist die Infusionstherapie, Ziel der Infusionstherapie ist eine bessere Versorgung des Ohres mit Blut und Sauerstoff. Diese Therapie wendet der Arzt an, wenn er vermutet der Tinnitus liege im Bereich des Ohrs. Bei Anwendung dieser Therapie nimmt der Arzt eine Entzündung an oder der Grund lässt sich nicht Feststellen.
Meist erfolgt die Infusionstherapie mit Vasodilatatoren und Plasmaexpander. Vasodilatatoren verursachen eine Erweiterung der Blutgefäße und Plasmaexpander erhöhen die Flüssigkeitsmenge im Blut.
Die Anwendungsdauer der Infusionstherapie liegt bei bis zu 10 Tagen und unter Umständen sind der Infusionslösung noch Medikamente, wie etwa Betäubungsmittel, beigemischt. Gewöhnlich sind die Medikamente in 500 Milliliter Kochsalzlösung aufgelöst.
2. Die physiotherapeutische Behandlung
Taucht der Tinnitus auf, wenn Verletzungen oder Fehlstellungen der Halswirbelsäule vorliegen bietet sich eine Behandlung physikalisch-medizinische oder physiotherapeutische Behandlung an. Diese Behandlung erfolgt durch Physiotherapeuten. Der behandelnde Physiotherapeut sollte bei halswirbelsäulenbedingten Tinnitus über eine Ausbildung in manueller Therapie verfügen. Zur Gruppe der manuellen Therapie gehören unter anderem Chirotherapie und die Osteopathie.
Erfolgt eine Behandlung aufgrund eines halswirbelsäulenbedingtem Tinnitus, richtet sich die Therapie vor allem auf die Muskulatur, die Statik und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Dabei kann die Behandlung aus passiven und aktiven Elementen bestehen. Das heißt, der Patient wirkt teilweise selbst mit, der Physiotherapeut aber auch Behandlungselemente ohne die Mitwirkung des Patienten durchführt.
3. Die Behandlung mit Kortison
Kortison als Mittel der Therapie setzt der Arzt ein, wenn er vermutet, das der Tinnitus auf eine Entzündung zurückgeht. Bei der Therapie mit hochdosiertem Kortison, erfolgt die Behandlung in einem ungefähren Zeitraum von 24 bis 48 Stunden nach dem Auftreten eines akuten Tinnitus.
Wie Kortison bei vorliegendem Tinnitus als Therapiemittel wirkt, ist unbekannt. Vermutet wird, dass hier immunologische und durchblutungsfördernde Effekte auftreten. Es könnten aber auch abschwellende und entzündungshemmende Wirkungen vorliegen.
Das Kortison wird bei der Behandlung des Tinnitus intravenös (direkt in die Blutbahn) verabreicht. Dies soll eine möglichst starke Wirkung des Kortisons garantieren. In der Regel dauert eine Behandlung des Tinnitus mit Kortison 10 Tage.
4. Die kieferorthopädische Behandlung
Eine Möglichkeit für das Auftreten von Ohrgeräuschen können Kiefergelenkbeschwerden oder Fehlbildungen des Gebisses sein. Ein guter Hinweis auf diese Art der Ursache für Tinnitus ist, wenn der Patient durch die Verschiebung des Unterkiefers das Geräusch in Stärke und Höhe beeinflussen kann.
Als Behandlung bei Tinnitus im Zusammenhang mit dem Kiefer, können Spezialschienen helfen. Der Einsatz dieser Schienen sorgt für Gelenkentlastung und eine Veränderung der Bissführung, kann aber auch bis hin zur Positionierung der Kiefergelenkköpfchen Einfluss nehmen.
Liegt ein Auftreten des Ohrgeräusches im Zusammenhang mit der Verspannungen der Kaumuskulatur und Symptomen wie Zähneknirschen vor, ermöglicht eine Kombination aus Physiotherapie, Kieferorthopädie und Entspannungstechniken Hilfe.
5. Hilfreiche Entspannungstechniken
Eine wichtige Hilfe bei Tinnitus sind Entspannungstechniken, wie Autogenes Training, Yoga, Tai-Chi oder Meditation. Oft stehen Ohrgeräusche im Zusammenhang mit Stress oder seelischen Problemen. Techniken wie Yoga und Tai-Chi vereinigen sowohl Elemente der Entspannung und Bewegung. Damit bewirken sie ein körperlich und geistige Wirkung, die positiv auf den Organismus wirkt und auch Ohrgeräusche positiv beeinflusst.
Besonders das meditative Element kann bei chronischen Ohrgeräuschen helfen, den Tinnitus zu mindern. So können Sie autogenes Training und Meditation gezielt so einsetzen, dass sie entweder vom Ohrgeräusch ablenken oder Sie die Kontrolle über den Tinnitus erlangen und eine bewusste Zurückdrängung der Ohrgeräusche möglich wird.
6. Die hyperbare Sauerstofftherapie in der Druckkammer
Diese Therapieform wird bei akuten Tinnitus angewendet, wenn andere Behandlungsmethoden nicht angeschlagen haben. Die Behandlung erfolgt meist einen Monat nach Auftreten der Ohrgeräusche. Grundlage der Therapie bildet die Annahme, dass Tinnitus auf Sauerstoffmangel der Nerven der Hörorgane zurückgeht. Genau hier setzt die hyperbare Sauerstofftherapie an.
Der Patient setzt eine Sauerstoffmaske auf und begibt sich in eine Druckkammer. Durch den erhöhten Außendrucken und die Sauerstoffzugabe der Maske gelangt nun, eine größere Menge Sauerstoff ins Blut und Gewebe. Standard für eine hyperbare Sauerstofftherapie sind 10 Anwendungen, die pro Behandlung 90 bis 120 Minuten dauern können. Für Patienten, die unter schweren Erkrankungen der Lunge oder des Heer-Kreislaufs-Systems leiden, ist die hyperbare Sauerstofftherapie ungeeignet.
7. Die psychologische Therapie
Eine der wichtigsten Maßnahmen bei Tinnitus ist psychologische Hilfe, weil der größte Teil der Patienten mit Tinnitus unter Stress und seelischen Problem leidet. Dabei muss es sich nicht um Depressionen oder schwere psychische Erkrankungen handeln, auch wenn diese einen Tinnitus begünstigen.
Maßnahmen der psychologischen Betreuung können das Erlernen von Entspannungstechniken (z. B. autogenes Training) oder eine kognitive Verhaltenstherapie sein, in welcher der Patient lernt, seine Bewertung und Einstellung zum Tinnitus, so zu ändern, dass er besser mit dem Ohrgeräusch zurechtkommt. Auch eine psychologische Bearbeitung, der hinter dem Tinnitus stehenden Probleme, kann helfen.
Besonders gut lässt sich eine psychologische Behandlung in Kombination mit medikamentösen und physiotherapeutischen Therapien durchführen.
8. Der Tinnitusmasker
Rauschgeneratoren, Tinnitusmasker genannt, können zur Linderung eines chronischen Ohrgeräusches betragen. Sie erzeugen ein aus Tonhöhen und verschiedenen Tönen besehendes gleichförmiges Rauschen.
Durch die Benutzung des Tinnitusmaskers sollen im Gehirn die Gehörbahnen Beruhigung erfahren. Besonders bei wenig Umgebungsgeräuschen tritt eine „akustische Hintergrundaktivität“ auf. Diese überdeckt akustisch den Tinnitus. Der Patient nimmt zwar ein Rauschen wahr, dieses ist aber nicht unangenehm.
Der Tinnitusmasker lässt sich wie ein normales Hörgerät anlegen, wobei ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden muss, dass der Masker den Gehörgang nicht vollständig verschließt. Sollt der Patient neben dem Tinnitus auch unter Schwerhörigkeit leiden, ist eine Kombination aus normalem Hörgerät und Tinnitusmasker problemlos möglich.
9. Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT)
Es ist üblich, dass auf die Anpassung eines Tinnitumaskers eine Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) folgt. Diese Therapieform hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr durchgesetzt, da die medizinische Behandlung des chronischen Tinnitus mittels Tabletten und Infusionen, häufig erfolglos bleibt.
Das Konzept der TRT sieht die Bildung eines Teams aus HNO-Arzt, Psychologe und Hörgeräteakustiker vor. Der HNO-Arzt kümmert sich um den medizinischen-therapeutischen Teil, wie Diagnose und Beratung zu den Behandlungsmethoden. Der Hörgeräteakustiker sorgt für die Geräteversorgung. Nun kommt der Psychologe hinzu. Er hilft beim Abbau von dem durch den Tinnitus bedingtem Stress und führt das Retraining durch. Beim Retraining lernt der Patient den Tinnitus in die Umgebungsgeräusche zu integrieren oder auszublenden.
10. Wie die Naturheilkundler behandeln
Auch die Naturheilkunde bietet Verfahren an, die bei Ohrgeräuschen helfen können. So berichten Patienten, dass bei ihnen der Tinnitus, nach einer kombinierten Behandlung aus Neurofeedback und der Einnahme von OPC (Traubenextrakt), verschwunden sei.
Naturheilkundler nehmen einen Zusammenhang zwischen Nervenentzündungen und Tinnitus an. Ein Grund für Nervenenzündungen können verschiedene Mangelerscheinungen sein. Hier empfehlen Naturheilkundler, je nach Fall, die Einnahme von B12-Präparaten, organischem Schwefel (MSM) oder Magnesium. Als integralen Bestandteil einer Tinnitusbehandlung sehen viele Heilpraktiker eine Darmsanierung, die ebenfalls entzündungshemmend wirkt. Zusätzlich hilft sie auch durch die Stärkung des Immunsystems gegen den Tinnitus.
Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Musiktherapie (DZM), hat sich auch die Summ-Therapie als erfolgversprechend erwiesen.
11. Besserung durch gesunde Ernährung und Bewegung
Bei einem Tinnitus gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, wie Sie dem störenden Ohrgeräusch entgegenwirken können. Diese Möglichkeiten laufen alle auf eine Verbesserung des Immunsystems und die Steigerung der geistig-seelischen Gesundheit hinaus.
Da Entzündungen beim Tinnitus eine große Rolle zu spielen scheinen, sollten Entzündungsherde gefunden und beseitigt oder Entzündungen vermieden werden. Deshalb kann auch eine entzündungshemmende Ernährung eine Rolle spielen. Diese Ernährung sollte arm an Zucker und Kohlehydraten sein und einen hohen Anteil an Gemüse aufweisen. Tierische Produkte sollten Sie immer aus biologischer Erzeugung beziehen.
Auch Sport kann weiteres ein Mittel sein, den Tinnitus und seine Begleiterscheinungen (Zähneknirschen) zu mildern. Ein Wechsel der Matratze kann ebenfalls zur Verbesserung der Situation beitragen.