Unterschätzter Alkoholismus – So erkennen Sie Symptome und Verlauf

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Alkoholismus – Leider erkranken weitaus mehr Menschen daran, als man annehmen würde, wenn man die erschreckende Statistik nicht kennt. Doch ab wann gilt ein Mensch denn eigentlich als „Alkoholiker“? Wie regelmäßig muss der Konsum sein und wie geschieht es überhaupt, das man vom Feierabend-Bier-Trinker oder Wein-Liebhaber zum Alkoholkranken wird?

Wie findet man überhaupt heraus, ob man eventuell selbst betroffen ist und was gilt de dann zu tun? Den meisten Menschen und erschreckender Weise auch gerade den jüngeren, die sich noch austesten wollen, sind die Risiken und leider auch die Langzeitfolgen nicht klar.

Wir verschaffen Ihnen einen umfangreichen Überblick über die unterschiedlichen Stadien und erklären, was zu tun ist, wenn Sie selbst oder ein Ihnen nahestehender Mensch betroffen ist.

1. Definition

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Dem Alkohol frönen viele Deutsche sehr gerne. Ein Gläschen Wein zum Feierabend oder ein, zwei Bier mit den Freunden, das gilt als normal und kommt auch häufig täglich vor. Dass gerade der Bierkonsum zur deutschen Identität und Kultur gehört, ist selbst im Ausland weithin bekannt.

Oft geht das sogar so weit, dass Leute, die abstinent sind, damit rechnen müssen, als Außenseiter dazustehen. Aber ab wann wird das Gläschen in Ehren zu einer ausgewachsenen Sucht? Wie definiert man Alkoholismus und wann genau liegt er vor? Oft sind die Übergänge fließend, daher ist das schwer zu beantworten. Dennoch gibt es untrügliche Anzeichen, die wir hier beschreiben werden.

2. Phase 1: Präalkoholische Phase

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Kritisch kann es werden, wenn man dazu neigt, die privaten Probleme bewältigen zu wollen, indem man Alkohol zu sich nimmt. Wenn man zum Beispiel Stress in der Arbeit hat oder sich mit jemandem gestritten hat und sich daraufhin schlecht fühlt und sich nicht anders zu helfen weiß, als zur Flasche oder zum Glas zu greifen, sollte man aufmerken, denn in diesem Fall besteht die Gefahr, dass sich dieses Muster verfestigt und zur Selbstverständlichkeit wird.

Das Problem dabei ist, dass es immer Situationen im Alltag geben wird, mit denen wir umgehen müssen und wenn man dafür immer Alkohol braucht, wird man aus dem Trinken nicht mehr rauskommen. Welche weiteren Anzeichen gibt es?

3. Phase 2: Prodromalphase

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Wie bei jedem Süchtigen, weiß auch der Alkoholabhängige, dass sein Konsum eigentlich nicht normal ist und es nicht gut ist, dass er ohne Alkohol sein Leben nicht mehr bestreiten kann.

Um vor den FreundInnen und KollegInnen dennoch das Gesicht zu bewahren und nicht wie ein Alki rüberzukommen, fängt man an, sich anders zu verhalten, um die Sucht zu verbergen.

Dadurch kann es zu schwerwiegenden Veränderungen der eigenen Persönlichkeit kommen und Nahestehende können den Süchtigen kaum mehr wiedererkennen.

Außerdem kommt es in diesem Studium oft zu Filmrissen und Blackouts, das bedeutet, dass sich der Alkoholsüchtige an einige Momente seines Lebens gar nicht mehr erinnern kann. Das ist ein eindeutiges Alarmsignal. Aber wie geht es jetzt weiter?

4. Phase 3: Kritische Phase

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Wenn man erstmal süchtig ist, geht es schnell bergab. Man fängt an, die Sucht in den Mittelpunkt zu stellen und die Dinge zu vernachlässigen, die man vorher gerne tat. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen leiden darunter, denn man isoliert sich zunehmend, einerseits weil man Scham verspürt, andererseits, weil man sich nicht rechtfertigen möchte und in Ruhe seiner Sucht nachgehen möchte.

Auch körperliche Symptome stellen sich ein. Der Süchtige fängt an zu zittern, bekommt Schweißausbrüche oder wird insgesamt nervös, wenn er keinen Alkohol trinkt. Spätestens jetzt ist man komplett dem Alkohol verfallen und kann sich nicht mehr davon abhalten, zu viel zu trinken. Auch wenn es mehr ist, als man eigentlich möchte. Leider ist der nächste Schritt jetzt nicht mehr weit.

5. Phase 4: Chronische Phase

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Chronisch bedeutet, dass etwas regelmäßig passiert und nicht mehr vorübergehend ist. Auf den Alkoholkonsum übertragen heißt das, dass spätestens jetzt in der letzten Phase der Alkohol die oberste Priorität im Leben des Betroffenen eingenommen hat.

In dieser Phase, also wenn man Daueralkoholiker ist, hat man ständig einen Alkoholpegel. Allerdings bedeutet das, dass man sich nicht mehr unter Kontrolle hat und anfängt, exzessiv zu trinken, ohne aufhören zu können. Dies kann schneller passieren als früher, weil man plötzlich nicht mehr so viel verträgt wie zuvor. Es kann zu Psychosen und Wahnzuständen kommen und spätestens jetzt ist man nicht mehr der Mensch, der man mal war. Gibt es dennoch eine Möglichkeit, da wieder herauszukommen?

6. Therapiemöglichkeiten

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Das Problem ist, dass der Erkrankte selbst erkennen muss, dass er Hilfe braucht. Oft hat der Alkohol den Süchtigen jedoch so sehr im Griff, dass er selbst gut gemeinte Ratschläge von FreundInnen als Bedrohung einstuft, weil das Befolgen des Rats eine „Gefahr“ für die Alkoholsucht darstellen könnte.

Leider können Nahestehende oft gar nichts machen, denn der Betroffene selbst muss es wollen. Oft dauert es jedoch sehr lange, bis er es einsieht, falls das überhaupt passiert. In so einem Fall gibt es die Option, dass er in eine spezielle Klinik geht, um sich zu entwöhnen und zu lernen, auch ohne Alkohol sein Leben zu bestreiten. Dies geschieht in mehreren Phasen.

7. Die Folgen von Alkoholismus

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Nicht nur der Körper nimmt Schaden, auch die sozialen Kontakte leiden sehr unter der Sucht des Alkoholkranken. Auch der Betroffene selbst hat allerdings oft mit den Folgen zu kämpfen. Oft haben Süchtige Schuldgefühle, woraus Angstzustände oder Depressionen resultieren können, sogar ein Suizid ist nicht ausgeschlossen.

Sowohl der Schlafrhythmus ist gestört als auch die Stimmung. Es kann zu erheblichen Schwankungen kommen, Stimmungstiefs, die mit Weinerlichkeit und Schwäche verbunden sind, sind keine Seltenheit. Leider ist ein sozialer Abstieg unvermeidbar. In jedem Fall allerdings ist Isolation vorprogrammiert, da die „alten“ Kontakt, die man vor der Sucht hatte, nicht mitansehen wollen, wie sich der Süchtige selbst zerstört. Das kann allerdings auch anders laufen, dann liegt eine sogenannte Co-Abhängigkeit vor.

8. Was bedeutet co-abhängig?

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Von Co-Abhängigkeit spricht man, wenn ein Angehöriger oder eine andere nahestehende Person sich durch die Sucht des Partners oder des Elternteils dazu gezwungen sieht, sich um den Betroffenen zu kümmern und ihr Handeln und ihr Leben auf den Erkrankten auszurichten. Oft geraten sie dann so sehr in einen Sog, dem anderen helfen zu wollen, dass sie selbst vom anderen abhängig werden.

Oft verläuft auch diese Form der Abhängigkeit in Phasen. Zuerst entschuldigen sie den Süchtigen noch vor anderen Menschen und wollen die Situation vertuschen. Dann gehen sie aber dazu über, den Betroffenen davon abhalten zu wollen, nach der Flasche zu greifen. Wenn dieser es aber trotzdem tut, fühlen sie sich meist verletzt und machen ihm Vorwürfe. Das führt aber nicht zum gewünschtem Ergebnis und verschlimmert die Situation meist nur für beide. Was kann man also tun?

9. Anonyme Alkoholiker

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Die Anonymen Alkoholiker bieten vielen Alkoholkranken eine Möglichkeit, die eigene Sucht zu bekämpfen. Da man bekanntlich zusammen stärker ist als allein, in vielen Fällen jedoch nicht die benötigte Unterstützung durch die Angehörigen hat bzw. diese nicht mit reinziehen möchte, kann man bei den Treffen der Anonymen Alkoholiker eine Gruppe finden, die einen versteht. Außerdem kann man so für einander da sein und hat immer einen Ansprechpartner, an den man sich wenden kann, wenn man fürchtet, die Kontrolle zu verlieren.

Die Regelmäßigkeit der Treffen kann darüber hinaus Halt geben und Struktur verleihen. Dieses Konzept wurde 1935 in den USA ins Leben gerufen, aber auch in Deutschland kann man überall Orte finden, wo Treffen abgehalten werden. Wie sieht die Abgewöhnungsphase genau aus?

10. Alkoholentzug

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Ein Entzug ist wahrlich nichts für schwache Nerven und sollte auch nicht auf eigene Faust durchgeführt werden, da der Körper hier extremen Belastungen ausgesetzt ist. Er sollte in einer Spezialklinik unter Beobachtung durchgeführt werden, denn ein komplett „kalter“ Entzug, der von jetzt auf gleich stattfindet, kann im schlimmsten Fall sogar tödlich sein.

In jedem Fall aber können Probleme des Kreislaufs sowie der Verdauungsorgane, Störungen der Koordination oder des Sehvermögens sowie Kopfschmerzen oder Herzrasen die Folge sein.

Zitter- und Krampfanfälle sind keine Seltenheit. So sehr hat sich der Körper schon an die Alkoholzufuhr gewöhnt. Zum Glück kann sich die Leber nach erfolgreicher Abstinenz wieder erholen. Doch es gibt andere Folgeschäden, mit denen nicht leichtfertig umgegangen werden sollte.

11. Langzeitfolgen

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Eine vaskuläre Demenz liegt vor, wenn sich – z.B. durch langjährigen Alkoholkonsum – die Blutgefäße verengt haben und somit die Gehirnzellen nicht mehr mit dem nötigen Sauerstoff versorgt werden können. Oft hängt auch Alzheimer mit einer vaskulärer Demenz zusammen.

Mit dem Risiko, an Gedächtnisschwund und dem Verlust der geistigen Leistung zu erkranken, müssen Langzeitalkoholiker leider im Alter rechnen, was auch für die Angehörigen zur Belastung werden kann, weil sie dann die Vollmacht über den ihnen nahestehenden Menschen übernehmen und sich um dessen Angelegenheiten kümmern müssen.

Die Langzeitfolgen sind also nicht zu unterschätzen, da es durchaus nicht erstrebenswert ist, gerade im Alter so abhängig von der Unterstützung seiner Mitmenschen zu sein.