Hoffnung für Tinnitus-Patienten – diese Behandlungsmöglichkeiten gibt es

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In den Jahren 2022 und 2023 gab es bezüglich der Tinnitus-Behandlung eine Reihe an vielversprechenden Erkenntnissen. Es ergeben sich für Patienten dadurch gute Chancen, ihr Leiden zu lindern und dieses somit dauerhaft in den Griff zu kriegen. Immerhin mindert die Erkrankung die Lebensqualität, wobei sie Betroffenen vor allem psychisch zusetzt. Forscher betrachteten das Problem aus mehreren Blickwinkeln, wodurch es ihnen möglich war, gleich mehrere Behandlungsansätze zu finden.

Erkrankten stehen somit nicht nur konservative, sondern gleichermaßen invasive und genetisch orientierte Therapien zur Auswahl. Zum Goldstandard zählen heute immer noch die Klangtherapie sowie die kognitive Verhaltenstherapie. Dieser Beitrag klärt Interessenten über ihre Optionen bei Tinnitus auf.

1. Bimodale Stimulation – eine besonders effektive Therapie

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Diese Behandlung erfolgt mithilfe des Michigan Tinnitus Geräts. Entwickelt wurde dieses von Dr. Susan Shore und ihrem Team auf der Universität von Michigan. Dabei setzt die Maschine auf eine auditive und somatosensorische Stimulation im Gesichts- und Nackenbereich. Dafür kommen Elektroden und Kopfhörer zum Einsatz. Diese Form der bimodalen Stimulation beeinflusst zwei Nervensysteme zur selben Zeit.

Es entsprechen die Lautsignale der Frequenz des Tinnitus, während kleine elektrische Impulse die Nerven zusätzlich aktivieren. Es handelt sich hierbei um Nervengeflechte, die einen direkten Einfluss auf das Leiden haben können.

Während sich das Gerät nicht für jede Art von Tinnitus eignet, so kann mit ihm vielen Menschen geholfen werden.

2. Lenire von Neuromod – die intuitive Wahl

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Es verfolgt Lenire von Neuromod einen ähnlichen Ansatz wie das Michigan Tinnitus Gerät, indem es auf bimodale Stimulation setzt. Zum Einsatz kommt dabei eine Maschine, deren Erscheinungsbild dem originalen iPod gleicht – dem Patienten wird außerdem ein Headset aufgesetzt. Allerdings erfolgt hier nicht die Stimulation des Nackens, sondern der Zunge.

Ein kleines Gerät beeinflusst dort den Trigeminus. Dieser Nerv ist für eine Vielzahl an Empfindungen im Mund und Gesicht verantwortlich.

Der große Vorteil des Lenire ist, dass man ihn auch in den eigenen vier Wänden einsetzen kann. Es soll die Behandlung über einen Zeitraum von zwölf Wochen täglich erfolgen – eine Sitzung dauert zwischen 30 und 60 Minuten.

3. Das Treble Maskers Bundle von Treble Health – ein vielschichtiger Ansatz

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Patienten in den USA bietet das Team von Treble Health eine Kombination aus Klangtherapie, Tinnitus-Coaching sowie kognitiver Verhaltenstherapie an. Diese Behandlung erhalten Anwender mit dem Treble Maskers Bundle, wobei dessen positive Effekte bereits wissenschaftlich belegt sind.

Beim Kauf des Treble Maskers Bundle erhalten Kunden exklusive Video-Coachings und Kopfhörer – Letztere kann man auch im Schlaf tragen. Es sollte spätestens nach drei Monaten deutliche Besserung eintreten – Voraussetzung dafür ist natürlich eine regelmäßige Behandlung.

Der große Vorteil dieser Therapie ist deren flexible Anwendung. Das Treble Maskers Bundle lässt sich überall und jederzeit einsetzen.

4. Haarzellregeneration mit dem FX-322 – die innovative Option

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Durch die Haarzellregeneration im Ohr lässt sich nicht nur der Tinnitus behandeln, sondern es ist damit auch möglich, dem Hörverlust gegenzusteuern. Patienten profitieren von dieser Therapieform also gleich doppelt. Denn es haben Haarzellen im Ohr einen erheblichen Einfluss auf das Gehör.

Im Rahmen der FX-322-Therapie wird ein Arzneimittel direkt ins Ohr injiziert – dort fördert es die Zellregeration. Allerdings existieren zu dieser Methode erst wenige Studien. Auch wurde die Behandlung von der „Food and Drug Administration“ noch nicht zugelassen. Betroffene müssen sich bezüglich der FX-322-Therapie also noch ein wenig gedulden.

5. OTO-313 – Ohrinjektionen sind nur wenig effektiv

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Die OTO-313 setzt auf Injektionen ins Ohr und wurde von Otonomy ins Leben gerufen. In der Praxis zeigte die Behandlung aber nur eine geringe Wirkung. Es wurde dafür eine zweiphasige Studie durchgeführt, wobei die Injektionen mit OTO-313 keinen nennenswerten Unterschied zum Placebo hatten. Von der Behandlung mit diesem Mittel ist also abzuraten.

Derzeit forscht das Team von Otonomy an Ohrinjektionen mit der Substanz OTO-413. Das Ziel ist diesmal die Behandlung von Hörverlust. Bisher sind die Studienergebnisse diesbezüglich vielversprechend. Ob sich diese Behandlung auch für die Therapie von Tinnitus eignet, wird sich zeigen.

6. Akustische Neuromodulation mit AUREX-3 – eine individualisierbare Behandlung

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Bei Aurex-3 handelt es sich um ein tragbares Headset, das den Tinnitus mithilfe von Klängen bekämpft. Sowohl rhythmische Schläge als auch ein komplementäres Geräusch sollen das Leiden lindern. Die Übertragung erfolgt schmerzfrei über die Gesichtsknochen ins Innenohr.

Gesteuert wird das System über die Aurex-App, wobei eine ortsunabhängige Anpassung der Behandlung möglich ist. Dadurch können nicht nur Patienten, sondern auch Aurologen die Therapie jederzeit individualisieren – es stehen hier die Bedürfnisse der erkrankten Person im Fokus.

Das Ziel der akustischen Neuromodulation ist eine Neuvernetzung des Gehirns, um den Tinnitus zum Erliegen zu bringen.

7. Tinniwell – Wärme trifft Musik

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Es setzt Tinniwell auf eine Kombination von Wärme und gefilterter Musik. Es lässt sich diese Behandlung problemlos Zuhause durchführen, wobei die Unterstützung durch einen Mediziner nicht notwendig ist.

Die Therapie erfolgt mithilfe eines MP3-Players mit Kopfhörern. Dabei spielt das Gerät eine frequenzbereinigte Musik zur Bekämpfung des Tinnitus ab.

Die Kopfhörer liegen im Ohr und sind beheizt. Da verengte Blutgefäße ein häufiger Auslöser für die Erkrankung sind, kann Wärme dem Patienten ebenfalls Linderung verschaffen. Die erhöhte Temperatur erweitert die Arterien und gewährleistet so eine gute Durchblutung des Ohrs. Häufig ist dadurch eine langfristige Besserung der Symptome zu erwarten.

8. Die elektrische und magnetische Stimulation der Ohren – Zukunftsmusik für den Tinnitus

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Erst im Juni 2022 wurden bei einer Studie die Effekte elektrischer Stimulation auf das Gehör untersucht. Vor allem in Bezug auf Tinnitus erwies sich diese Maßnahme als erfolgreich. Es führte diese Maßnahme bei zahlreichen Versuchspersonen zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome.

Durchgeführt wurden die Versuche an einer polnischen Universität, wobei ein Prototyp zur elektrischen und magnetischen Stimulation zum Einsatz kam. Dafür platzierte man im externen Gehörgang eine Elektrode – die Behandlung läuft damit sanft ab und ist nicht invasiv.

Derzeit steckt die Therapie noch in den Kinderschuhen – es bedarf vor der endgültigen Zulassung weiterer Untersuchungen und Tests.

9. Der genetische Ansatz – schwerer Tinnitus ist vererbbar

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Die Forschung entdeckte bei schwerem Tinnitus einen potenziellen genetischen Zusammenhang. Während es sich hier noch um frühe Erkenntnisse handelt, so liegen bereits mehrere Indizien auf eine Vererbbarkeit der Erkrankung vor.

Es liegt also der Schluss nahe, dass Tinnitus nicht unbedingt auf äußere Umstände und andere Erkrankungen zurückzuführen ist. Vielmehr handelt es sich bei diesem Problem um ein eigenständiges neurologisches Leiden.

Dadurch würden sich Medizinern neue Blickwinkel und Behandlungsansätze erschließen. In den kommenden Jahren sind in diesem Bereich also deutliche Fortschritte zu erwarten – Personen, die an Tinnitus leiden, finden mitunter bald eine neue Behandlungsform.

10. Fazit – auf professionelle Unterstützung setzen

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Tinnitus ist ein Leiden, das Betroffenen stark zusetzt. Mittlerweile ist es durchaus möglich, das Problem in den Griff zu kriegen oder zumindest schwere Symptome zu lindern. Wie der Beitrag verdeutlicht, stehen Betroffenen viele Behandlungsmethoden zur Verfügung.

Einige Ansätze stecken durchaus noch in den Kinderschuhen. Es sind in den kommenden Jahren aber deutliche Fortschritte zu erwarten.

Wer unter Tinnitus leidet, sollte sich unbedingt mit einem Facharzt in Verbindung setzen. Denn um die richtige Therapie zu finden, braucht es eine fundierte Diagnose durch einen Experten. Ein Arzt kann gemeinsam mit dem Patienten die weitere Vorgehensweise festlegen, um dessen Lebensqualität nachhaltig zu steigern.